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Auf dem Amazonas zum Dreiländereck

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Weihnachten haben wir mit einer ausgezeichneten Ceviche (einem typischen peruanischen Gericht das besonders auf rohem Fisch, Zwiebeln und Limetten basiert) gefeiert und uns am nächsten Tag noch von unseren Freunden in Iquitos verabschiedet und dann ging die Reise endlich weiter.

In Iquitos haben wir fast einem Monat verbracht, viel länger als geplant. Die ersten Tage waren wir damit beschäftigt unser Material zu richten. Löcher in unseren Drybags flicken, die Tasche mit beschädigtem Reißverschluss umzunähen, sodass sie nun zugerollt werden kann, den verrußten Kocher mit einem Kompressor ordentlich sauber pusten, Löcher in der Kleidung flicken usw. Es gab jede Menge zu tun. Zum Glück haben uns Menschen wie  der Planenschneider Gato, Don Julio im Hafen, Cesiah und Priscila tatkräftig mit ihren Kontakten und Wissen geholfen. Selbst Max Druschke, der Deutsche Honorarkonsul, hat uns mit allen Fragen und auch finanziell geholfen und mit interessanten Menschen in Iquitos in Kontakt gebracht. Das wichtigste auf unserer Reise waren überall die extrem hilfsbereiten Menschen, auf die wir getroffen sind.  Außerdem waren zwei Pakete auf dem Weg zu uns mit Wasserfiltern und Ersatzkleidung von Jack Wolfskin, einem Mückennetz von Brettschneider und einem Ersatztarp für das geklaute von Amazonas ultralight. Wir können immer wieder betonen wie zufrieden wir mit unseren Sponsoren sind. Wann immer wir eine Frage hatten oder Hilfe brauchten haben wir sofort schnelle Antworten bekommen. Richtig genial!

In der Post-App stand immer, dass das Paket in den nächsten zwei Tagen ankommt und wir wollten es nicht knapp verpassen, da die Ausrüstung dann vermutlich in Iquitos verloren wäre. Das Jack Wolfskin Paket inklusive einem noch besseren Zelt kam dann nach drei Wochen endlich an. Doch die Wasserfilter ließen auf sich warten und wir legten uns auf Weihnachten als Deadline für die Abreise fest. Das Paket kam nicht und wir paddelten ohne Wasserfilter, dafür mit einem großen Vorrat Chlor los. Wir wollten uns auf Regenwasser als Trinkwasser verlassen und dieses mit Chlor zusätzlich reinigen.

Konstantin und Gato beim Reparieren des Duffel

 

Der Amazonas ist nochmal riesiger als der Rio Napo. Während wir auf dem Napo durchaus immer mal wieder den Fluss gequert haben, um eine kürzere Linie zu fahren (bis heute sind wir nicht sicher ob das sinnvoll war) haben wir uns auf dem Amazonas auf eine Seite festgelegt und sind dort geblieben. Von der Marine in Iquitos hatten wir außerdem Informationen zu gefährlicheren Dörfern, Banditensiedlungen und den letzten Schiffsüberfällen erhalten. Unsere Tagesetappen planten wir also so, dass wir durch die gefährlicheren Abschnitte mittags durchpaddeln und möglichst weit weg davon in einem sicheren Dorf schlafen. Es gab viele schöne Sandbänke auf denen wir gerne mit dem Zelt geschlafen hätten, doch da ausnahmslos alle die wir fragten uns davon abrieten alleine draußen zu schlafen ließen wir es sein. Einen Überfall wollten wir auf keinen Fall provozieren. Auf dem Amazonas gibt es immer wieder riesige Inseln oder auch Inselgruppen, welche den Fluss in viele kleinere Kanale und Arme teilen. Dies haben wir genutzt um den Fluss in Abschnitten zu queren, falls wir ein Dorf auf der anderen Flussseite zum Schlafen ansteuern wollten. Immer mal wieder mussten wir uns durch Wellen kämpfen die größer waren als unser Kanu und dabei sehr genau aufpassen in  welchem Winkel wir drüber fahren, um nicht von den Wellen überspült zu werden. Die Regenzeit holte uns außerdem ein und wir verbrachten zwei Tage vollständig im Regen auf dem Fluss. Das hat wirklich keinen Spaß gemacht und war eine Quälerei, neben dem Paddeln mussten wir nämlich auch immer wieder das Kanu mit einer Schippe vom Wasser befreien um nicht unterzugehen. Die freundlichen Begrüßungen der Bewohner im Dorf am Abend und eine Schale frischer Masato (so wird das leicht alkoholische Maniokgetränk in Peru genannt) hoben die Stimmung aber schnell wieder. Außerdem kamen wir sehr schnell voran, zum Teil 80km am Tag und ohne den Regen hätten wir das auch noch kontinuierlich steigern können.

Santa Teresa, hier durften wir eine Nacht schlafen

Erstaunlich war, dass wir gefühlt alleine auf dem Fluss tagsüber waren. Die anderen Schiffe fuhren auf anderen Flussabschnitten so weit entfernt, dass wir sie meistens nicht sehen konnten und das Gefühl hatten die letzten Menschen auf der Erde zu sein. Nach vier Tagen kamen wir in Chimbote an. Dem ersten peruanischen Grenzposten. Dort wurde uns mitgeteilt, dass die Grenze nach Brasilien geschlossen ist und wir nicht passieren dürfen. Es war außerdem Silvester, doch uns war nicht nach Feiern zumute und wir gingen früh schlafen. Davor haben wir aber noch Kontakt mit der Botschaft und verschiedenen Ministerien aufgenommen, um unsere Situation zu erklären. In Chimbote durften wir unsere Taschen bei der Küstenwache unterstellen, um sie nicht durchs halbe Dorf zu unserem Schlafplatz tragen zu müssen. Die geschlossenen Grenzen waren für die Küstenwache auch ein Rätsel und sie nannten uns allerlei Kontakte, an die wir uns wenden sollten. Immerhin hatten wir ein gültiges Visum für Brasilien und Brasiliens Seite der Grenze war außerdem offen. Am nächsten Tag hieß wir sollten auf den Grenzer in Chimbote warten. Einige Dorfbewohner hatten gemeint es gäbe doch die Möglichkeit von ihm den ersehnten Ausreisestempel zu bekommen. Daraus wurde allerdings leider nichts und so paddelten wir weiter nach Santa Rosa. Dem letzten peruanischen Ort vor Brasilien. Dort würden wir dann gucken, ob die Botschaft und die Ministerien uns helfen können oder nicht. In Santa Rosa gibt es außerdem ein weiteres peruanisches Grenzbüro.

Zwei Tage später kamen wir in Santa Rosa an. Ein kleiner, verwahrloster Ort auf einer Insel. Gegenüber liegt das kolumbianische Leticia und daneben das brasilianische Tabatinga. Einige Tage vor unserer Anreise wurde die einzige Bank von Santa Rosa überfallen und auch während wir im Ort waren gab es am Hafen Schusswechsel zwischen Räubern und der Polizei die mit gezogenen Gewehren an uns im Restaurant sitzend vorbei rannte. In Santa Rosa gibt es nicht viel zu sehen. Dennoch blieben wir über eine Woche uns beschäftigten uns mit Formularen und Behörden. Doch es schien keine Möglichkeit zu geben legal nach Brasilien auszureisen. Dazu wurden uns fast täglich Schauergeschichten von Überfällen, Entführungen und anderen Verbrechen in der Region erzählt, sodass wir die Idee ohne Stempen und so illegal einzureisen schnell verwarfen. Dann müssten wir uns nicht nur vor Verbrechern, sondern auch vor Polizei und Militär, die uns sonst schützen könnten, in Acht nehmen.

Meistens sehen wir den Regen lange bevor wir ihn spüren

 

Wir versuchten trotzdem immer gut drauf zu bleiben, die Moral hoch zu halten und positiv zu denken. Doch es gelang nicht immer und irgendwann beschlossen wir, dass die ganze Warterei keinen Sinn mehr hat. Es war eine sehr schwere Entscheidung nach 2000km unsere Reise zu beenden, doch ohne Perspektive und Handlungsspielraum macht das Warten keinen Sinn. Es war dennoch ein unvergessliches Erlebnis! Der Unterschied zwischen dem Rio Nushino am Anfang der Reise und dem Amazonas an der Grenze zu Brasilien hätte nicht größer sein können. Wir werden diese Reise sicherlich nie vergessen und haben unzählige Anekdoten zu erzählen. Außerdem haben wir extrem viel gelernt und werden die nächsten Expedition sehr viel effizienter Planen und Durchführen können. Wer weiß, vielleicht kommen wir irgendwann wieder nach Santa Rosa und beenden die Reise noch?

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Der Rio Napo
Ein neues Kapitel

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